Kleine Messe, große Musik

Trier. Neunzig Minuten absoluter musikalischer Hingabe konnte das Publikum am Samstag mit dem Moselmusikfestival in St. Paulin bei Musik von Rossini erleben. Von Dirk Tenbrock - Trierischer Volksfreund 19.8.2018


Chor, musikalische Leitung und die Solisten strahlen zu Recht nach einer beeindruckenden Aufführung. Vorne von links: Susanne Bernhard, Marion Eckstein, Sun-Myung Kim, Karel Ludvik, Wolfram Koloseus, Volker Krebs, Jochen Schaaf. FOTO: Dirk Tenbrock
Chor, musikalische Leitung und die Solisten strahlen zu Recht nach einer beeindruckenden Aufführung. Vorne von links: Susanne Bernhard, Marion Eckstein, Sun-Myung Kim, Karel Ludvik, Wolfram Koloseus, Volker Krebs, Jochen Schaaf. FOTO: Dirk Tenbrock

Wenn sich die richtige Musik und die richtigen Musiker finden, dann können magische Momente entstehen. So geschehen am Samstagabend in der Pfarrkirche St. Paulin im Trierer Norden bei der Petite Messe solenelle von Gioachino Antonio Rossini und dem Ensemble unter der Leitung von Jochen Schaaf. Eineinhalb Stunden pure Kontemplation und Musikgenuss auf höchstem Niveau in berauschend schönem Ambiente.

 

Über dreißig Jahre nach seiner letzten Oper komponierte Rossini, der sich eigentlich schon aus dem Musikgeschäft zurückgezogen hatte, als Auftragswerk eine Messe zur Einweihung einer Privatkapelle in Paris. Entsprechend schmal ist die Besetzung mit Klavier (Wolfram Koloseus), Harmonium (Volker Krebs), Chor und vier Solisten.

 

Rossini betrachtete das Werk – mit ein wenig Ironie – als seine Bewerbung für einen Platz im Himmel, jedenfalls erschuf er ein Meisterwerk, klassisch in der Form mit Kyrie, Gloria, Credo und Sanctus und Technik, modern jedoch in der Ausgestaltung mit einigen Dissonanzen und, beim berühmten Opernkomponisten unausweichlich, mit opernhaften Passagen und berückend schönen Gesangspartien für Chor und Solisten, vor allem im Credo: Tenor Sun-Myung Kim legt all seinen Glanz und Strahlkraft in das Domine Deus.

 

Berührend und gekonnt Marion Ecksteins klarer, heller Alt und in perfektem Kontrast dazu der dunkel eingefärbte und intensive Sopran von Susanne Bernhard in Qui tollis peccata mundi. Anschließend profund und mit guter Artikulation Karel Ludviks Bass bei Quoniam tu solus sanctus. Das Vokalensemble St. Paulin und der Trierer Kammerchor bestehen das Konzert in kleiner Besetzung mit Bravour, jede einzelne Stimme passt hier zusammen und vereinigt sich im großartigen Schlusschor des Sanctus mit Brillanz und der nötigen Schärfe zu einem bewegenden und verzaubernden Ganzen. Jochen Schaaf hält dieses Ganze mit Energie und souveräner Zurückhaltung zusammen, sein Timing ist perfekt. Klavier und Harmonium begleiten zurückhaltend, manchmal kaum hörbar und spielen jedoch eine so wichtige Rolle, dass Rossini beiden Instrumenten ein Solo zubilligt, ein längeres Prélude für Koloseus und immerhin 30 Sekunden Ritornelle für das oft unterschätzte, aber von Krebs virtuos beherrschte Harmonium. Das Publikum genießt mucksmäuschenstill (oder klingelte da etwa zwischendurch ein „Smartphone“?), teilweise mit geschlossenen Augen, meditativ. Dort. wo es im Sanctus noch mal Rossini-opernhaft-pathetisch wird, strahlen und lächeln die Leute, als wollten sie sagen: „Ja, der alte Rossini, der kann es noch!“

 

Und dass das Ensemble des Abends nach einer ergriffenen Pause dann großen Applaus erhält, sagt alles über die Qualität des Abends.