Viel Klavier in einem Konzert

Machern. Imposant, aber auch heikel: Ein Pedalflügel erklingt im Barocksaal Machern. Von Martin Möller - Trierischer Volksfreund 30.7.2018

Pianist Roberto Prosseda am Pedal­flügel.
Pianist Roberto Prosseda am Pedal­flügel.

(mö) So viel Klavier auf einem Fleck hat es in Machern noch nicht gegeben. Da stehen zwei Flügel übereinander – ein Konzertinstrument mit orgelähnlicher Pedal-Tastatur und ein zweiter Flügel darunter. Der wird von der Tastatur gesteuert und hat, wie sich zeigte, die gleiche Funktion wie ein Turbolader im Auto-Sport. Das ganze Instrumentarium musste per Kran in den Barocksaal gehievt werden und die erste Besucherreihe verlief in respektvoller Entfernung. Sonst, so Tobias Scharfenberger vom Mosel Musikfestival, hätten die Statiker nicht mitgespielt. Klar, dass viele der 150 Besucher das Klang-Objekt mit Interesse betrachteten und die Smartphones zückten.

 

Das Konzert begann denn auch verheißungsvoll. Pianist Roberto Prosseda demonstriert schon zur Einleitung mit drei „kanonischen Etüden“ von Robert  Schumann, was dieser Doppelflügel mitbringt an Klangfülle und -glanz. Die Formulierung vom Turbolader ist zwar  übertrieben. Aber das Instrument beeindruckt vom ersten Akkord an. Die wuchtige Tiefe des  Flügelpedals löst eine Vielzahl von Obertönen aus, die dem Klang eine erstaunliche Brillanz verleihen. Es ist eine akustische Expansion in zwei Richtungen – nach unten in einen markanten Bass und nach oben in feinste Klangfarben – mit einem umwerfend brillanten Resultat. Leider hat die Klangfassade Tücken. Anders als bei der Orgel betätigt der Pianist hier auch noch das klassische Pedal und hat nur noch einen Fuß  frei für die Pedal-Tastatur. Damit muss er wählen: Entweder er drückt das Klavierpedal mit rechts und begnügt sich für die Pedal-Tastatur mit dem linken Fuß. Dann sind melodische Linien im Bass nicht realisierbar. Oder er verzichtet aufs klassische Pedal, was zu einem trockenen Resultat führt. Wahrscheinlich hat Roberto Prosseda deswegen bei Mendelssohns „Liedern ohne Worte“ und in „Introduktion und Rondo Capriccioso“ des Romantikers aufs Flügelpedal verzichtet. Was allerdings wenig Sinn ergibt. Warum baut man ein solches Monstrum in Machern auf, um es dann doch nicht durchgehend zum Klingen zu bringen?

 

Im zweiten Teil zeichnete sich bei Kompositionen von Charles Gounod und Valentin Alkan ein Kompromiss ab: An markanten Stellen, wo es wirklich ankommt auf Bass-Tiefe und -Prägnanz, setzt sich das Flügelpedal in Szene, und im Übrigen belässt man es beim klassischen Klavier. Damit feierte Prosseda bei Franz Liszt Triumphe. Die Dante-Sonate aus Liszts „Annés de Pèlerinage“ wuchs sich aus zu einem virtuosen Gipfelsturm. Ohne seine Transparenz zu verlieren, weitete sich der Klang zu überwältigender Größe – ein Klavierspiel, so überzeugend, dass die Besucher aufsprangen und Zugaben unvermeidlich wurden. Am Ende überreichte Scharfenberger die obligate Flasche Moselwein – auch an Orgel- und Klavierbauer Claudio Pinchi, der sich bescheiden im Hintergrund gehalten hatte. Er hat das Mammut-Instrument konstruiert. Und hat jetzt allen Grund, stolz zu sein.