Spitzenensemble bringt neuen Bürgersaal zum Klingen

Leiwen. Das Berolina Ensemble spielt beim Mosel Musikfestival im neuen Bürgerhaus Leiwen bekannte und kaum bekannte Kammermusik. Von Christoph Strouvelle - Trierischer Volksfreund 15.8.2018

Nehmen stürmischen Applaus entgegen: die Musiker des Berolina Ensembles Friederike Roth (von links), David Gorol, Jule Hinrichsen, Viller Valbonesi, Isabelle Bania und Dorian Wetzel.
Nehmen stürmischen Applaus entgegen: die Musiker des Berolina Ensembles Friederike Roth (von links), David Gorol, Jule Hinrichsen, Viller Valbonesi, Isabelle Bania und Dorian Wetzel.

Das Berolina Ensemble mit der aus Bernkastel-Kues stammenden Klarinettistin Friederike Roth hat bei seinem Konzert im Leiwener Bürgerhaus am Dienstagabend bereits zum dritten Mal im Rahmen des Mosel Musikfestivals seine musikalische Visitenkarte abgegeben.

 

In kleinerer Besetzung als wenige Tage zuvor im Kloster Machern und in den Werkshallen der Natus GmbH in Trier haben die jungen Musiker vor 160 Besuchern in der neu errichteten Bürgerhalle erneut zu überzeugen gewusst. Und das mit Stücken von Komponisten, die auch Kennern der Kammermusik nicht unbedingt geläufig sind.

 

Zum Beispiel die Sonate op.10 für Klarinette und Klavier von Hans Weisse, ein Stück, das das Berolina Ensemble selbst entdeckt und aus einem „verworrenen“ Manuskript erarbeitet hat, wie Friederike Roth erklärt. Diese Entdeckung hat sich deutlich gelohnt. Die Klarinettistin und Pianist Viller Valbonesi zaubern ein wunderschönes Zusammenspiel auf die Bühne, als wären die beiden Instrumente füreinander geschaffen. Sehr gefühlvoll spielen die beiden, mal spannungsgeladen, dann wieder aufwirbelnd, bis sich die Sonate in „sphärischen Klängen“ auflöst, wie Roth es selbst beschreibt. Und auch das Quartett in Es-dur op1 von Walter Rabl ist für die Besucher eine Entdeckung. Denn der Komponist ist weitgehend vergessen. Doch das Berolina Ensemble setzt sein Quartett Es-Dur op1wunderbar um.

 

Es ist beeindruckend, wie die vier Musiker mit Klarinette, Violine, Violoncello und Klavier zu einem gemeinsamen Klangkörper verschmelzen und dabei jedes Instrument trotzdem eigenständig bleibt und seinen individuellen Charakter behält.

 

Die Melodien scheinen zeitweise von betörender Einfachheit. Dann sind sie wieder kontrastreich, aber auch spielerisch leicht und transparent. Doch nehmen sie jeden der 160 Besucher gefangen, auch eine Folge der hohen Spielkunst der jungen Musiker, die bereits zweimal mit dem Echo-Preis ausgezeichnet worden sind.

 

Die unbekannten Werke werden ergänzt durch Mozarts Quintett A-Dur für Klarinette und Streichquartett, genannt „Stadler-Quintett“, eines der bekanntesten Werke der Kammermusik überhaupt. Doch auch hier entdecken die Besucher etwas: Ein eingespieltes Ensemble, das das Werk wunderschön in all seinen Nuancen umsetzt. Schade, dass die Musiker  nach langem Applaus keine Zugabe mehr gegeben haben. Das Publikum hätte es sicher gefreut.